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lynch
eine serie über meine favorite movies.
david lynch schließlich ist so ziemlich gott. es gibt wohl keinen filmemacher der gegenwart, der dermaßen psychotrope filme herstellt. ob sie letztlich entzifferbar sind, ist gar nicht so wichtig (dabei gibt es diverse professionelle versuche: 1, 2, 3, 4…). das sagt auch lynch selbst. er wünscht sich ausreichend abgedunkelte kinosäle mit guter soundanlage. das reicht eigentlich.
aus seinen filmen wird kopfkino im hirn der betrachter.
von anfang an, also seit seinem erstlingswerk „eraserhead“ von 1977 war ihm auch der sound enorm wichtig. als regiesseur hat er sich auch immer darum gekümmert, daß stets eine penetrante hintergrundatmo existiert, wo sie nötig ist. und dort, wo „eraserhead“ spielt, in einer industriellen, grauen zwischenwelt, muß es im hintergrund grundsätzlich plonken und surren.
jack nance (später bei „twin peaks“ als pete martell zu sehen) ist henry spencer. er hat mary geschwängert und ist von deren eltern zum dinner eingeladen.
ein ausschnitt aus dem kultfilm:
heute bin ich allerdings davon überzeugt, daß das tollste, was uns david lynch geschenkt hat, die tv-serie „twin peaks“ ist, die sich anfangs darum drehte, wer wohl das verruchte high school mädchen laura palmer ermordet hat, aber langfristig einen eigenen mikrokosmos eröffnete, in dem auch ganz allgemein überirdische themen verhandelt werden konnten.
anfangs ist es wohl befremdlich, daß die beschauliche kleinstadt an der us-kanadischen grenze so harmlos ist, wie sie scheint. die serie könnte genauso gut in den fünfziger jahren spielen. aber lynch braucht das als kontrast. hier wird das fortgeführt, was genau genommen schon in „blue velvet“ ätzend war: auch dort beobachteten anwohner rotkehlchen auf weißen gartenzäunen mit roten rosen davor und blauem himmel mit wenigen wolken im hintergrund. gleichzeitig erforschte kyle mac lachlan als gieriger hobby-detektiv und student das sadomasochistisch veranlagte liebesleben einer nachtclubsängerin.
im gleichen verhältnis stehen in „twin peaks“ sexexzesse, drogenkonsum und der einbruch des mutmaßlich „übernatürlichen“ zu der scheinbaren harmonie der dorfgemeinschaft.
das konzept einer fortlaufenden serie mit maximaler aufmerksamkeit des publikums und einer grundsätzlich ungeklärten mystery im hintergrund war der türöffner für spätere tv-konzepte wie etwa der serie „lost„, die heute millionen süchtig macht und demnächst in die fünfte staffel geht.
„twin peaks“ hielt leider nicht so lange. es wurden nur 30 folgen (inkl. 1. pilotfilm). (siehe auch diese hommage @ „jungle world„)
die „gold box“ ist ihr geld wert.
es folgte der kinofilm „twin peaks – fire walk with me„. der nachgeschobene spielfilm spielte dann auch irgendwie nicht unter den gleichen voraussetzungen der art direction. jedenfalls sahen sämtliche plätze der kleinstadt, sei es das „double r diner“, die highschool oder palmers haus viel düsterer aus als im fernsehen. auch der darstellerin der laura palmer, sheryl lee, dürfte niemand mehr abgenommen haben, daß sie 17 jahre alt sein soll laut drehbuch. ihre freundin, donna hayward, wurde zwangsläufig durch moira kelly ersetzt, weil serien-darstellerin lara flynn boyle keine zeit oder lust hatte.
„fire walk with me“ ist in zwei hälften zu teilen: die eine hälfte spielt noch vor den ereignissen in der stadt twin peaks. bevor fbi agent dale b. cooper die bühne betritt, ermitteln chris isaak und kiefer sutherland an anderem ort. der gleiche täter tötete hier die part-time-prostituierte teresa banks. die zweite hälfte zeigt (und das ist etwas weniger gelungen) den niedergang der laura palmer im sex- und drogenexzess bis zu ihrer ermordung. deshalb ist „fwwm“ auch keinesfalls menschen zu empfehlen, die noch vorhaben, die serie anzusehen. denn natürlich geht der film vom wissen aus, wer der mörder laura palmers gewesen war.
unverfänglich aber dieser ausschnitt, der gewissermaßen die akribischen beobachtungen der tv-gemeinde persifliert, die über monate und zwei staffeln hinweg jede redewendung und kameraeinstellung auf versteckte botschaften auseinanderzunehmen pflegte:
zwei besonders tolle filme sind auch die nachträglich auch von jüngeren adepten der popkultur wohlwollend aufgenommen kultclassics „lost highway“ (1997) und „mulholland drive“ (2002).
bei „lost highway“ handelt es sich um die pop-version von lynch. für den soundtrack engagierte er trent reznor von den „nine inch nails„. er staffierte den film u.a. mit musik von marilyn manson, den smashing pumpkins, lou reed und rammstein (!) aus. überraschender weise passt das alles perfekt.
reznor selbst schrieb für den soundtrack die nine inch nails-single „the perfect drug“ und den instrumental-titel „driver down“. letzterer wird in dieser fan-collage mit bildern aus dem film angereichert. menschen, die „lost highway“ noch nicht kennen, wird dadurch zu viel verraten. die sollten nicht auf „play“ klicken, sondern den film besorgen, der ist wirklich saugut.
spoileralarm:
„mulholland drive“ von 2002 hat eine enge verbindung zu „inland empire“ (2006). beide filme spielen in hollywood und erzählen im übertragenen sinn von dunklen flüchen, die den naiven träumen von der erfüllung in der traumfabrik entgegenstehen.
„mulholland drive“ war angeblich als pilotfilm einer neuen tv-serie geplant, für die später das geld fehlte. spürbar ist das höchstens an der tatsache, daß der film neben der hauptstory noch einige nebenstränge aufbaut, die gut geschrieben und faszinierend anzuschauen sind, mit dem rest aber nicht so wahnsinnig viel zu tun haben.
z.b. diese szene:
1. angst vor wiederkehrenden träumen in „winkies diner“:
…
…
…
tja, schrecklich erschreckend diese wursthaare.
2. der kinotrailer
ähnlich wie bei 1.) kommt es bei lynch öfters vor, daß figuren auf eine kommende, angsterregende situation konzentriert sind und dann, wenn sie sich zu bewahrheiten droht, entweder verschwinden oder verständlicherweise die nerven verlieren.
so auch laura palmer bei „fwwm“:
lynch hat auch noch andere tolle filme gemacht: hervorragend war der s/w-film „der elefantenmensch„, der ein verhältnismäßig gradliniger film ist. oder eben der oscarnominierte „blue velvet“ und das wilde roadmovie „wild at heart„. dieses läuft heute, am freitag (22.08.) auf „das vierte„:
außerdem noch das rasenmäher-roadmovie „the straight story“ (lynchs vielleicht langweiligster film) und die auftragsarbeit „dune – der wüstenplanet„, die allgemein als gescheitert gilt.
lynchs eigentliche version war viel zu lang. aus ca. 3 stunden wurden für das kino etwa 130 min. zusammengeschnitten. später versuchte man sich nochmal an einer lynch-freien tv-verfilmung. das wurde aber eigentlich auch nix.
bei lynchs letztem kinofilm „inland empire“ gingen die meinungen auch auseinander. schoko fand ihn eine zumutung, nichtidentisches fand ihn fast rassistisch. ich fand ihn auf den ersten blick enorm gehaltvoll, allerdings macht er mir auch beim zweiten, dritten mal nicht viel mehr spaß. das unterscheidet ihn schon mal subjektiv von den meisten anderen lynch-filmen.
vor dem hintergrund, was david lynch aktuell in seiner freizeit sonst noch so treibt, werden seine filme ohnehin neuerdings aus einem anderen blickwinkel gesehen.
david lynch ist auf dem esoterik-trip und hat sich voll und ganz dem maharishi-kult verschrieben, der in deutschland die sogenannte „naturgesetzpartei“ hervorgebracht hatte. eine parteilose neuformation dieser „bewegung“ hatte 2006 in berlin verkündet, sie wolle „deutschland unbesiegbar machen“. das klingt ja nicht so toll, fand auch die jungle world.
im publikum vor ort an einer berliner universität gab es verständlicherweise tumulte:
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