„twin peaks“ nochmal gucken

es ist zwar sommer, aber es ist auch die zeit der fussball-wm. beides bedingt ein grässliches fernsehprogramm. „serienjunkies“ wie jene der gleichnamigen seite raten daher zu retro-tv-exzessen. der dortige blogger „vladislav tinchev“ rät zur kultserie „twin peaks„, die anfang der 90er in der tat einiges in gang setzte, eventuell einer der wegbereiter war für fernsehserien, die dank ihrer ausmaße noch besser sein können als ein zweistündiger kinofilm.
es ist ziemlich schwierig vorstellbar, daß mainstream-serien wie „lost“ oder dem us-pay-tv vorbehaltene formate wie „breaking bad„, „carnivale“ etc. tatsächlich so stattgefunden hätten, hätte es nicht damals funktioniert, einem publikum von bis zu 30 millionen zuschauern ((mörderquoten zu beginn der serie, später gingen die auf „flash forward„-verhältnisse zurück)) die kunst des langsamen und kontinuierlichen erzählens beizubringen und das eben nicht im sinne einer soap opera, sondern mit einem extrem cineastischen anspruch, mit großartiger regie, mit surrealen elementen, mit regelmäßigen ausflügen in das bizarre, mit bedeutungsschwangeren sätzen, mit subtilen bis skurilen charakterstudien.

es war eine enorm gewagte aktion des senders „abc„, dem indie-regiesseur david lynch diese chance einzuräumen. die senderverantwortlichen waren aber auch betont skeptisch, hatten erstmal einen pilotfilm bestellt, fanden den ganz gut, wurden dann von den quoten der ersten folgen überrollt, wurden etwas später aber ungeduldig und setzten die serie nach der 2. staffel schließlich ab. der finale cliffhanger wurde nie aufgelöst, auch nicht durch den folgenden kinofilm „twin peaks – fire walk with me“ unter der regie von david lynch, der eher ein prequel darstellte, also zeitlich tage vor der serie spielte. gaststars wie kiefer sutherland, chris isaak, jürgen prochnow und david bowie traten darin auf, das finale war natürlich die theatralische darstellung der ermordung laura palmers, um deren tod sich die serie im wesentlichen drehte (da logischerweise dabei der mörder zu sehen ist, sollten geneigte menschen zunächst die serie gucken, dann den film).

im moment handelt vladislav folge für folge von „twin peaks“ auf serienjunkies.de ab (pilotfilm, folge 1, folge 2, …). es lohnt sich also mehr denn je, jetzt endlich in das kleinstadtuniversum von david lynchs „twin peaks“ einzusteigen. scheinbar schaut vladislav täglich eine folge. das macht sinn, handelt doch fast jede folge der serie genau 24 stunden ab. eine folge beginnt am morgen und endet in der oft unheilvollen nacht. somit war agent cooper (kyle mac lachlan, der „jeffrey beaumont“ aus lynchs „blue velvet„) nicht viel länger als einen monat in der stadt, bis die serie schließlich endet.

2007 ist eine „definitive gold box“ erschienen, die neben allen 29 folgen plus pilotfilm auch umfangreiches bonusmaterial enthält, darunter auch berichterstattung vom bis heute stattfindenden „twin peaks festival“ von fans für fans an orginalschauplätzen.

zur einstimmung:
der werbetrailer zum boxset

und: remember kids: „the owls are not what they seem„.


related:
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  • lynch
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  • comment:

    […] This post was mentioned on Twitter by . said: […]

    22 Jun 2010, 8:46
    by Unas


    comment:

    Serien die man liebt kann man echt zwei mal sehen. Wenn sich eine SErie Zeit für Figuren nimmt, dann fällt einem mehr auf.
    Irgendwie haben es die US-Amerikaner mit dem geheimnissvolllen Hooro der Kleinstadt, ob jetz tin Buch oder Filmform in allen Variationen. Liegt vielleicht an der gleichzeitigen Verklärung der selbigen.

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