flash forward

fernsehserien. es gibt noch immer viele menschen, die dieses genre für qualitativ minderwertig halten. tatsächlich aber gab es seit „twin peaks“ und insbesondere in diesem zuendegehenden jahrzehnt unmengen von extrem gutgemacher und süchtigmachender fernsehunterhaltung, hin und wieder mit mehr experimentierfreude, als sich das kinofilme erlauben könnten, darunter etliche „serials„, die eine fortlaufende story im kinoformat dem sitcom-artigen format abgeschlossener kurzgeschichten vorgezogen haben.
allen voran „lost„, ein dauerbrenner beim amerikanischen free-tv-sender „abc„, der nächstes jahr in die letzte season gehen wird.

für nachschub ist gesorgt: mit „flash forward“ hat abc eine serie produziert, die einen wesentlichen teil der kultserie „lost“ zum hauptbestandteil erklärt: die flashs, die in „lost“ in den ersten staffeln in die vergangenheit der gestrandeten vor dem flugzeugabsturz zoomten, in späteren episoden in eine zeit nach dem unfreiwilligen inselaufenthalt.

flash forward“ beginnt wie „lost“: der held wacht aus bewußtlosigkeit auf und sieht sich inmitten eines katastrophalen infernos: im fall von mark benfold (gespielt von joseph fiennes) ist es ein massencrash auf den straßen von los angeles. er erwacht in einem umgestürzten auto. aber wenig später sieht er die ganze stadt in rauchschwaden.

das ereignis hat global stattgefunden. weltweit sind die menschen für 2 minuten und 17 sekunden in bewusstlosigkeit gefallen – mit allen konsequenzen (flugzeugabstürze, verkehrskarambolagen, abgebrochene notoperationen etc.). in diesen knapp 2 minuten sahen viele menschen bilder aus der zukunft, alle vom gleichen tag: dem 29. april 2010.

klingt bescheuert? naja. die serie ist ein wenig eine mischung aus vielen tv- und kino-elementen der letzten jahre: mark benfold sieht in seiner vision seine zu vermutende ermordung durch maskierte mörder. somit hat die serie einen todes-countdown ala „5 days to midnight„. die welt schlägt flammen durch ein nicht zu identifizierendes inferno, so wie bei „jericho„. fbi-agent benfold muss rückwärts ausgehend von dem, was er sich aus seiner zukunftsvision behalten hat, in der gegenwart ermittlungen beginnen, ähnlich wie im kinofilm „memento„. die ermittlungen auf traumbasis erinnern an „twin peaks„, in episode 2 etabliert sich auch stellenweise eine vergleichbare situationskomik mit einer undurchsichtigen napfkuchen-königin. der wunsch, die zukunft respektive die vergangenheit verändern zu wollen, ist bekannt aus „donnie darko“ und „butterfly effect„.
die eingeführten figuren haben charakter und persönliche probleme. der held etwa ist trockener alkoholiker und sah sich in seiner vision saufen, seine ehefrau sah sich selbst mit einem anderen, einem ihr bislang fremden mann, den sie kurz darauf real trifft. die persönliche nähe zu den figuren hat was von „lost„.

oceanic
(screenshot via lostpedia-blog)

und noch mehr „lost“: das auto von mark benfold parkt zu beginn der serie vor einer reklametafel der fiktiven fluglinie „oceanic airlines„, die in „lost“ den flug 815 abstürzen ließ.

lostbus2
(screenshot via lostpedia-blog)

später fährt im hintergrund ein bus mit reklame für die abc-show durchs bild. benfolds frau ist sonya walger, die in „lost“ penny widmore spielte. in folge 3 tritt erstmals kim dickens auf, die in „lost“ sawyers ex-freundin cassidy spielte. und ab folge 4 kommt dominic monaghan hinzu, der bei „lost“ charlie war.

das negative zuerst: die serie erscheint recht naiv und aus kostengründen wurde hier teilweise mit eher weniger zufriedenstellenden computertricks gearbeitet, wenn explosionen simuliert werden sollten. aber die story kommt erstaunlich gut voran, die figuren sind recht plastisch und es ist kein projekt direkt vom reißbrett der tv-produzenten, die serie basiert auf einer novelle von robert j. sawyer.

nach den ersten 2 folgen, die ich bislang sehen konnte, kann ich definitiv sagen: das ist erstklassige fernseh-unterhaltung, sehr pathetisch, sehr mysteriös, sehr unterhaltsam, mit guten darstellerInnen, gelungenes tv-kino mit suchtfaktor. eine serie, die sicher nicht so langlebig wie „lost“ sein wird, aber bestimmt mindestens zwei faszinierende staffeln produzieren wird.
der regiesseur der ersten beiden folgen war david s. goyer, bislang noch nicht arg viel positiv aufgefallen. er drehte u.a. „blade: trinity“ und „the unborn„, schrieb am drehbuch zu „the dark knight“ mit.
die 13 25 (!) folgen der ersten staffel, die ursprünglich für hbo geplant war, laufen derzeit bei abc mit guten quoten.
pro 7 hat die serie laut quotenmeter.de mittlerweile gekauft und will sie 2010 ausstrahlen.


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