fantasy filmfest: district 9


trailer 2„. der film handelt weniger von xenophobie als dieser trailer

der deutsche kinostart von „district 9“ wurde – vermutlich auch im zuge des riesen-erfolgs an amerikanischen kinokassen – vom 22.10. auf den 10.09. vorgezogen und das ist eine gute entscheidung. denn es ist definitiv am besten, wenn der zuschauer möglichst unvorbereitet das kino betritt. ich hoffe, ich verrate hier auch nicht zuviel, in der mitte ist ein spoiler versteckt, der via „show“ ausgeklappt werden kann.

der vorab-hype zu „district 9“ gab mir aber leider auch etwas flaws beim gesamteindruck. die erwartungshaltung meinerseits war nun mal enorm hoch und auch dem publikum in dem schon wieder restlos, also inklusive treppenstufen im gang, gefüllten, größten kinosaal des „cinemaxx“ am potsdamer platz war eine gewisse nervosität anzumerken. auch eine dame von „rosebud entertainment„, dem kreativteam, das das „fantasy filmfest“ alljährlich organisiert, war bei ihrer bühnenrede, zwischen trailern und hauptfilm, sehr aufgekratzt. es sei der größte kraftakt der festivalgeschichte gewesen, diesen film für das festival zu gewinnen und niemand von „rosebud“ habe den film bereits selber gesehen. hinzu kam die gigantomanische user-wertung bei imdb (aktuell 8,8 von 10 punkten), die angesichts über 26.000 abgegebener stimmen schon eine gewisse bedeutung hat und auf die die dame auch nochmal ausdrücklich hinwies.

„district 9“ ist tatsächlich gut. meiner meinung nach vermutlich doch nicht das fundamentale ausnahmewerk des jahres zwar, aber sicher um längen besser als alles gängige fortsetzungs-popcorn-kino der letzten monate. bei imdb habe ich 7 punkte abgegeben.

beachtlich fand ich das tempo. für menschen, die eben nicht zuviel über den handlungsablauf wissen, wie ich einer war, sind da ziemlich viele dinge passiert und das meist recht überraschend. diese geschwindigkeit, hin und wieder rauschartig verdichtet, denn „district 9“ hat ja auch enorme schauwerte, flacht dann aber gegen ende ab und wird dann eher unangenehm schnell, die finalen „twists“ der handlung fand ich arg unglaubwürdig.
der fokus-wechsel von dem globalen ereignis alien-encounter, mit dem der zuschauer ja von der ersten minute an konfrontiert ist, auf den eigentlichen handlungsablauf gelang dem film eigentlich kaum. letztlich spielte sich aber global wichtiges im lokalen handlungsablauf ab und das auf recht provinzielle weise, aus pragmatismus, damit das drehbuch funktioniert und schnell vorwärts kommt.

[es folgt ein SPOILER]
Show ▼

[/SPOILER vorbei]

vor augen halten muß man sich etwa, daß bei „district 9“ von einem flüchtlingscamp mit 1,8 millionen außerirdischen einwohnern die rede ist. danach sieht es aber nicht aus. ich glaube, mehr als 20 viecher sind nie auf einen schlag zu sehen.

in den eingangsszenen versucht der held, „wikus van de merwe“, der anfangs wirkt wie ein trotteliger bürokrat, eine mischung von ash („tanz der teufel„) und einem jungen „stromberg„, oder eher noch wie der lionel aus „braindead“ (ich fand auch die ähnlichkeit zwischen timothy balme = braindead und sharlto copley = district 9 verblüffend und rätselte anfangs, ob es sich um den gleichen darsteller handelt), via tür-zu-tür-bürokratenakt eine evakierung des districts zu organisieren. das kann ja dauern bei 1,8 millionen nachbarn. funktioniert aber für die dramaturgisch notwendige einführung des zuschauers im doku-stil (der im späteren verlauf des films aber natürlich nicht kontinuierlich aufrechterhalten wird).

district9
personenkontrolle im „district 9“. foto via outnow.ch. (c) sony pictures

die aliens sind ganz knuffig, war ja klar, daß die publikumssympathien auf ihnen liegen sollten.
die poilitische dimension der ghettoisierung wird nicht weiter ausgeführt, das zusammenleben alien/mensch nicht ausführlich thematisiert, abgesehen von den schnipseln, die auch im trailer zu sehen sind und von dem einen oder anderen alien, das mal eine mülltonne durchwühlt.
der „multi-nationale konzern“ freilich, der die alien-segregation vorantreibt, würde auch über menschliche leichen gehen, um alien-technologie nutzbar zu machen. und es ist auch mal von einem „konzentrationslager“ die rede. geschenkt.

es wird auch viel geballert. alien-waffen lassen menschen platzen. also auch etwas gore-credibility, die beim „fantasy filmfest“ spontan-applaus provozierte, wenn es die richtigen traf.
selbst die „transformers“ kommen gegen ende vor – in form eines roboter-alien-kraftwummen-anzugs.

die figur des helden wikus wird natürlich, gezwungenermaßen, im laufe des films etwas tougher. aber das wurde lionel in „braindead“ ja auch.

es sind auch alle voraussetzungen erfüllt, gegebenenfalls eine fortsetzung namens „district 10“ zu drehen.

„district 9“ ist die spielfilm-version eines kurzfilms des regiesseurs neill blomkamp, bei dem die hauptrolle ebenfalls bereits mit sharlto copley besetzt war.
das geld, das produzent peter jackson in die realisierung des kinofilms steckte, hat er bald mindestens doppelt zurück. und es war wirklich nicht schlecht angelegt. trotz inhaltlicher schwächen bietet der film eine zaghaft ausgedrückte anti-haltung, etwa in der (anti-)heldenauswahl und leichten trash-reminiszenzen. der film ist natürlich auch viel weniger glatt als „terminator 4“ oder „transformers 2“.

es wird im internet behauptet, daß blomkamp bei der kino-verfilmung des microsoft-videospiels „halo“ regie führen wird, die 2012 in die kinos kommt.

hier sind die 6 minuten kurzfilm, die die grundlage für „district 9“ darstellen:


„alive in joberg“ – blomkamps kurzfilm von 2005


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