best of: aik antiimp antirassismus islamismus islamophobie klaus blees
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islamophobia
vor dem islam muss man doch keine angst haben! und wer sich doch angewidert von den auswüchsen in seinem namen abwendet, der ist halt „islamophob“. na gut, von mir aus.
es muß ja nicht jeder mensch mit einer offensichtlich hin und wieder zur gewalttätigkeit neigenden religion sympathisieren, nur weil das im moment als „antirassistisch“ gilt.
übel wird es nur, wenn der hang zum überschwang bestimmter leute, die des öfteren auch schon mal israel oder usa mit nazideutschland verglichen haben, dazu führt, diese für mich nachvollziehbare subjektive regung der „islamophobie“ mit antisemitismus gleichzusetzen.
dieses bild (gefunden im blog von „aftershow“) von einer demo der unsäglichen „antiimperialistischen koordination“ in wien lässt mich mal eben den text „kuckucksei islamophobie“ aus der letzten ausgabe von „ccp“ kopieren. die ausgabe ist online als .pdf downloadbar oder auch für den weiterverkauf als printausgabe bestellbar.
Kuckucksei Islamophobie
von Klaus Blees
LINKE AKTIVISTEN UND MENSCHENRECHTSGRUPPEN haben sich dem Kampf gegen viele Arten von Diskriminierung verschrieben, denen Menschen aufgrund tatsächlicher oder zugeschriebener Eigenschaften ausgesetzt sind. Sie engagieren sich gegen Rassismus und Antisemitismus, gegen Xenophobie und Homophobie, gegen Sexismus und seit einigen Jahren auch gegen ‚Islamophobie’ als Hass gegen den Islam und Moslems. Pro Asyl etwa beklagt in einer Presseerklärung vom 13.7.06, dass die Islamophobie in Deutschland seit Jahren zunehme. Es gibt gar Spezialorganisationen, so in Großbritannien die Islamische Menschenrechtskommission (Islamic Human Rights Commission – IHRC). Diese ist besonders rührig und kürt regelmäßig, verbunden mit einer Preisverleihung, den/die „Islamophobe des Jahres”. Der Preis ging unter anderem schon an Nick Griffin, den Vorsitzenden der faschistischen British National Party (BNP) und an die Journalistin Polly Toynbee. Eigentlich eine gute Sache, reaktionäre und fremdenfeindliche Kräfte auf diese Weise öffentlich bloßzustellen.
Merkwürdig daran ist nur: Toynbee ist eine explizit antirassistische Linksliberale, eine säkular orientierte Frau, die nirgends Moslems diffamiert hat. Ihre Vergehen besteht darin, sich gegen die Praktiken von Islamisten und insbesondere deren Knechtung und Unterdrückung der Frauen gewandt zu haben.
Hier offenbart sich beispielhaft der Sinn der ganzen Veranstaltung: jedwede nötige und rationale Kritik islamisch begründeter Unterdrückungspraktiken und Menschenrechtsverletzungen zu diskreditieren.
Die heute weltweit in Mode gekommene Kennzeichnung Islamophobie begann ihren Siegeszug 1996 von Großbritannien aus, wo sie von einer Kommission für britische Muslime und Islamophobie, der Commission on British Muslims and Islamophobia, popularisiert wurde. Die Ursprünge reichen weiter zurück. Iranische Mullahs gebrauchten das Wort schon Ende der siebziger Jahre als diffamierenden Vorwurf, der alle Frauen, die sich dem Verschleierungszwang widersetzten, treffen sollte. Um Widerstand gegen durchaus real vorhandene xenophobe Ausgrenzung und Diskriminierung von Menschen moslemischen Glaubens geht es unter diesem Label nicht. Aktionen gegen Islamophobie richten sich gegen moderate Moslems und werden im Wesentlichen von faschistischen und neonazistischen Organisationen mitgetragen.
Die 1953 in Jordanien aus dem Umfeld der Moslembruderschaft hervorgegangene Islamistengruppe Hisb ut-Tahrir, die in Großbritannien eine Kampagne „Stoppt die Islamophobie“ gestartet hat, unterstützt Selbstmordanschläge in Israel und möchte weltweit die Sharia durchsetzen. Der in Deutschland verbotene Verein arbeitete mit Neonazis zusammen. In Deutschland reihen sich Nazigruppen wie Synergon Deutschland und Rechtskonservative wie Otto von Habsburg in den Kampf gegen Islamophobie bzw. Islamhetze ein. Es gibt eine englischsprachige Website, die sich „Islamophobia Watch“ ((www.islamophobia-watch.com)) nennt und deren Betreiber beanspruchen, einen „Krieg gegen den Islam“ zu dokumentieren. Islamophobie wird ausdrücklich als „rassistisches Instrument des westlichen Imperialismus“ definiert. Die Islamophobie-Wächter teilen die Übeltäter in verschiedene Kategorien ein; so gibt es dort eine Rubrik gegen linke Islamkritiker sowie eine, die denen aus dem säkularen Spektrum gewidmet ist ((Darüber hinaus gibt es länderspezifische Rubriken. In der Deutschland-Rubrik werden bezeichnenderweise die iranische Kommunistin Mina Ahadi, Vorsitzende des Zentralrats der Ex-Muslime, und ihre aus der Türkei stammende Stellvertreterin Arzu Toker denunziert.)). Hofiert werden hingegen Leute aus den Reihen der Hisb ut-Tahrir oder einer wie Tariq Ramadan, der islamistische Propaganda Talkshow-kompatibel zu präsentieren weiß und 2003 für seine linken Freunde als offizieller Redner beim Europäischen Sozialforum in Paris auftrat.
Nach der Logik solcher ‚Antirassisten’ hätte die Kritik des deutsch-völkischen Nationalismus eigentlich das Etikett ‚Germanophobie’ verdient. Auch deutsche Rechte halluzinieren sich immer wieder als Opfer eines Rassismus`, der vornehmlich gegen ihre Volksgruppe gerichtet sei. So deutlich möchten die in diese Front eingereihten kulturrelativistischen Liberalen und Linken aber dann doch nicht werden.
Auf die Idee, Islamisten ‚Christophobie’ oder ‚Atheistophobie’ vorzuwerfen, ist von ihnen allerdings meines Wissens noch niemand gekommen.
Um tatsächliche Gewalt, Diskriminierungen und Benachteiligungen gegenüber Moslems zu benennen, ist der Begriff ‚Islamophobie’ aufgrund seines irreführenden und durch seine Entstehungsgeschichte diskreditierten Charakters denkbar ungeeignet.
Phobien sind im üblichen Sprachgebrauch krankhafte oder irrationale Ängste, während ‚Angst’ vor dem Islam in seinen fundamentalistischen Varianten vollkommen begründet ist. Realistische, kritisch intendierte Klarstellungen islamistischer (Herrschafts-)Praktiken sollen durch diese Variante pseudotoleranten Jargons verunmöglicht werden. Ob eine von den üblichen xenophoben und rassistischen Ressentiments abweichende, spezifische Feindschaft gegen Moslems in nennenswertem Umfang überhaupt existiert, ist ohnenhin fraglich.
Kenan Malik, ein aus Indien stammender britischer Publizist und seit Jahrzehnten prominenter antirassistischer Aktivist ist dieser Frage für Großbritannien anhand empirischen Materials nachgegangen. Er kommt in seinem äußerst lesenswerten Aufsatz „The Islamophobia Myth“ ((http://www.kenanmalik.com/essays/islamophobia_prospect.html – seitenaufruf am 7.4.07)) zu dem Ergebnis, bei der ‚Islamophobie’ handele es sich im Wesentlichen um einen Popanz. Die schlimmsten Wellen rassistischer und fremdenfeindlicher Gewalt richteten sich in Großbritannien keineswegs gegen Moslems. Zwar werden Moslems im Vereinigten Königreich diskriminiert, aber in der Regel nicht, weil sie Moslems sind. Hauptbedingungen von Diskriminierungen und Benachteiligungen sind Faktoren wie ‚Klassenzugehörigkeit’ und ‚Hautfarbe’, egal ob bei Moslems oder Nichtmoslems. Malik zeigt, wie die Beschwörung von ‚Islamophobie’ unter anderem vom wirklichen Rassismus ablenkt. Auch wenn Malik sich auf Großbritannien bezieht, ist doch vieles auf Deutschland und andere Länder übertragbar.
Gewiss gilt es, unter der Flagge der Islamfeindschaft daherkommenden xenophoben Aktivitäten entgegenzutreten, und so ist beispielsweise der von dem rechten Publizisten Udo Ulfkotte anvisierten Gründung einer antiislamistischen Partei nur der größtmögliche Misserfolg zu wünschen. Doch ist es ebenso notwendig, den Islamismus auf der Basis einer säkularen, humanistischen Haltung zu kritisieren und zu bekämpfen und dabei den Vorwurf der ‚Islamophobie’ als das zurückzuweisen, was er ist: ein Versuch, den Ausdruck emanzipatorischer Bestrebungen zu verhindern.
Das sei denjenigen Vertretern der ‚multikulturellen Gesellschaft’ ins Stammbuch geschrieben, die diesen Totschlagbegriff übernehmen, um ihre Toleranz gegenüber reaktionären, fundamentalistisch-islamischen Kräften oder gar die Kumpanei mit ihnen zu rechtfertigen.
Der Autor ist Mitarbeiter der „AKTION 3.WELT SAAR„, wo er sich für den Aufbau eines Informations- und Kompetenzzentrums zur Sensibilisierung zum Problemfeld Islamismus engagiert. Dieses Projekt wird gefördert vom Europäischen Flüchtlingfonds der EU.
edit: während sich in der „jungen welt“ jürgen elsässer an hamas, hisbollah und „irakischem widerstand“ als kämpfer „gegen den neuen kolonialismus“ aufgeilt, ist in der jungle world 38/07 das titelthema: „ein gespenst geht um in der linken“:
Li’nks, Inch’Allah!
man denkt deutsch
wenn die ulla mit dem mullah
protest statt verklärung
kritisiert wird nicht!
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