„kriegsthemen“

lassen wir uns doch mal was ernsthaftes besprechen: kriegsthemen!
oskar lafontaine bei „hart aber fair“ am 02.09.09

oja. „kriegsthemen„. oskar l. zieht seinen joker am ende der heutigen ausgabe der wdr-talkshow „hart aber fair“ aus dem ärmel. „raus aus afghanistan!“ steht auf wahlplakaten der „linkspartei“.
aber zunächst geht es um grußelige koalitionsoptionen. nach den landtagswahlen am sonntag sind „rote socken“ wieder modern.

ich glotz tv. das „superwahljahr“ ist für mich vielleicht etwas wie die „champions league“ für fussballfans.
es ist trivial, es folgt starren verhaltensmustern, es ist eigentlich immer das gleiche, aber es ist entertainment für geneigte menschen.

heute wieder „hart aber fair“ geguckt. viel komik, viel vielsagendes in all den platitüden.

hier eine zusammenfassung in mehreren teilen:

1. grüne mitte

künast fühlt sich wohl.

2. „rot-rotes gespenst“

kindereien um rote socken mit westerwelle und koch. anschl. verdienter backlash versus dem hessischen pinocchio.

3. das „zu guttenberg“-papier

das laut koch nicht existente interna-papier des cdu-wirtschaftsministeriums ist inhaltlich identisch mit dem fdp-wahlprogramm.


4. die „zertrümmerung“ lafontaines „leistungsgedankes“

eine abkehr von der definition des individuums mittels lohnarbeit ist mit der „linkspartei“ garantiert nicht zu machen.
wiederholt appelliert lafontaine an die geschundene seele des hamsterradbewohners, wenn menschen, die „jahrzehntelang eingezahlt“ haben, mutmaßlichen drückebergern, die „nie gearbeitet“ haben, gegenüber gestellt werden.

p.s.: im wahlprogramm der „linkspartei“ existiert auch keine alternative zu „hartz 4“. tatsächlich sollen lediglich die monatlichen zahlungen geringfügig nach oben korrigiert werden. durch „öffentliche beschäftigungssektoren“ wie in berlin partizipiert die „linkspartei“ aktiv an den beschäftigungstherapeutischen zwangsmaßnahmen für empfängerInnen des monetären existenzminimums und ist damit längst praktischer, ideologisch („arbeit muss das land regieren„, pds-wahlplakat) sowieso, partner der „agenda 2010„.

5. rot/rotes gespenst und die uno

zurück zum gespenst. roland koch geht von einer spd-internen verschwörung aus. der parteienforscher korte sieht das auch so.
dann geht’s endlich um „kriegsthemen„. lafontaine spricht von krieg, offenbart seine nationalistisch-egoistische haltung, mühsam philosophisch unterlegt, und gabriel verneint, daß es eine pazifistische grundhaltung in der spd gäbe. er schmeisst sich dann mit lafontaine die willy brandt-zitate um die ohren. gabriel gewinnt, auch weil er die spd-erprobte antiamerikanische keule pro u.n. rausholt.

lafontaine lieferte derweil die ganze sendung über kein argument, weshalb es gut wäre, die afghanische bevölkerung jetzt der taliban zu überlassen.

ich selbst bin mir übrigens noch nicht sicher, was ich am 27.09. wähle.
vielleicht wird meine stimmenangabe so aussehen:

muster

falls ich es dennoch verkraften sollte, dass bundesspielleiter egeler „die parteivon der bundestagswahl ausgeschlossen hat, wähle ich vielleicht auch die kombo thierse/piratenpartei. mal sehn.
auch wenn ich selten so viele menschen in meinem bekanntenkreis ratlos gesehen habe, ist es durchaus sinnig, da hinzugehen und sei es nur als hundertste kommastelle, die den prozentualen stimmenanteil hassenswerter parteien dezimiert. und davon gibt es ja genug.


related:
  • gaza im bundestag
  • das grauen zwischen den zeilen
  • „das geht uns alles nüscht an“
  • „bitte, papa…“
  • schwarz/gelb „klipp und klar“

  • 7 Sep 2009, 13:39
    by lawrence


    comment:

    Zitat:
    „lafontaine lieferte derweil die ganze sendung über kein argument, weshalb es gut wäre, die afghanische bevölkerung jetzt der taliban zu überlassen.“

    Es wäre im Übrigen nur richtig und wichtig, wenn hier trotz generell positiver Haltung gegenüber dem Einsatz in Afghanistan AUCH über die Verfehlungen der „Einsatzgruppen“ (finde den offiziellen Namen für die militärische Intervention nicht) während dieses Einsatzes berichtest, respektive zumindest einen Kommentar veröffentlichst.
    Dass nämlich nicht jede Kritik eine nationalchauvinistische ist, sollte seit diesem Wochenende klar sein.
    Was bringt es nämlich die Bevölkerung vor den Taliban (und ich sehe diese Befürchtungen natürlich für berechtigt) zu schützen, wenn man sie dann im gleichen Einsatz selbst „zur Strecke bringt“?

    9 Sep 2009, 19:44
    by dissi


    comment:

    ist schwierig. rumsitzen und bratwürstel braten war ja auch lange bundeswehr-praxis. daß bei aktionen von millitärs einiges furchtbar schlimm daneben gehen kann, ist ja nicht neu. da gebe ich gar gysi & lafontaine recht: krieg oder kriegerische einsätze sind ekelhaft. nur benutzen die beiden volkstribunen diese binsenweisheit ausschließlich dafür, sich mittels handwaschung loszusagen von der realsituation.
    ich will nicht wie der wenig symapthische jung (cdu) klingen: aber was soll ich dazu kommentieren, wenn nix weiter bekannt ist?
    es ist zum kotzen, wenn zivilisten zu tode kommen, nur weil wer seinen millitärischen arm raushängt. aber hallo? wieviele menschen sterben wöchentlich durch terrorattentate der taliban, auf marktplätzen, im regierungsviertel etc.
    ich will nichts aufeinander aufwiegen, aber ich möchte auf die auch andernorts schwierige sachlage hinweisen, daß ehrenhafte konsequenz manchmal nur denen rechtgibt, die, ohne eine solche moralische prozedur durchlaufen zu müssen, weiterbomben können und werden und immer auch gerade damit gewinnen, wenn sie mal eine antwort der gegenseite ereilen sollte.
    so ist kein krieg zu rechtfertigen, damit ist aber auch kein frieden zu gewinnen. es ist ein tragisches dilemma. aber es ist auch ein hinweis darauf, worin die stärke der angeblich so segregierten gewaltparteien wie hamas oder taliban liegt: keine eingebaute schwäche zu haben wie moralischen überbau oder eine linkspartei-wählende bevölkerung. auseinandersetzung oder auch dialog ist mit einem gegenüber immer dann schwierig, wenn tod und vernichtung ehre der selbstdefinition oder teil des programms sind.
    obwohl ich mich aus nachvollziehbaren gründen nicht mit ihr identifizieren kann und will, würde ich das der bundeswehr oder anderen un-truppen in afghanistan nicht unterstellen.

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