israelsoli in berlin
an der heutigen kundgebung der solidarität mit israel, am breitscheidplatz/gedächtniskirche, nahmen rund „3000“ (quelle: rbb) menschen teil.
aus meiner sicht waren darunter auch erfreulich viele aus dem antifa- oder eher post-antifa-spektrum.
es gab aber natürlich auch ein plakat der pbc („partei bibeltreuer christen„) (siehe foto), sowie zwei transparente des rechten blogs „politically incorrect„, ferner war eine deutschlandfahne zu sehen.
ansonsten lauter nette menschen.
auf der bühne versammelten sich nach lala süsskind von der „jüdischen gemeinde“ vertreter quasi aller relevanter parteien.
mit pfiffen und buh-rufen zu kämpfen hatte anfangs walter momper (spd, ex-bürgermeister berlins), klaus lederer von der „linkspartei“ und vor allem franziska eichstädt-bohlig der „grünen„.
in verschiedenartig ausgeprägter form hatten alle drei gemeinsam, neben der obligatorischen solidaritätsbekundung mit israels einwohnerInnen stets den bogen zu einer mutmaßlichen äquidistanz spannen zu wollen, die geneigt ist, die verantwortung für die nach wie vor katastrophal gespannte situation im „nahen osten“ den israelis teilweise zurückzugeben.
die gutgemeinten wünsche nach „verhältnismäßigkeit„, „waffenruhe„, vor allem aber „verhandlungen„, wirkten an israel adressiert reichlich deplatziert. zu deutlich war damit die nähe zu den die realität verschleiernden mantren des tendentiell antizionistischen mainstreams, die gerne hamas und israel auf einen verhandlungstisch verpflichten wollen, was u.a. deshalb absurd ist, weil die basis einer „verhandlung“ nun mal nicht gegeben ist mit einer organisation, die die vernichtung israels als eines ihrer grundziele in ihrer charta festschreibt. die hamas ist an einem waffenstillstand nicht interessiert, träumt stattdessen bereits von der „3. intifada„, was auch palifans auf selbsternannten friedensdemos gerne nachgröhlen.
auch die pädagogische drohgebärde von lederer und co., die millitärische intervention führe zu mehr gewalt gegen israel ist lediglich eine variation des antisemitischen reflexes, israel sei an seiner lage selbst schuld.
die aktuelle eskalation begrüßte wohl niemand der anwesenden, einigkeit herrschte darüber, daß der krieg sehr bald ein ende finden möge und daß jedes zivile opfer des krieges zu beklagen ist. aber eine „sofortige waffenruhe“ bzw. das ende der intervention ist eben nicht zwangsläufig ein happy end.
für israel geht es um das versprechen, das mit der staatsgründung untrennbar verknüpft ist: den juden (oder heute: generell allen bürgern) einen sicheren ort zu ermöglichen, an dem sie ohne angst, in frieden und freiheit leben können. der millitärische einsatz wird wohl nicht beendet, bevor nicht auch den bürgern in südisrael ein sicheres leben ohne täglichen raketenbeschuss zugesichert werden kann.
man muß weder staatsfetischist noch kriegsbefürworter sein, um dies zu begreifen.
daß es eine menge menschen gibt, die das nicht begreifen und auch nicht begreifen wollen, ist ja aber nun auch offensichtlich. auch die zahlen sprechen eine deutliche sprache: die freunde israels stehen 8500 scheinbaren vulgär-pazifisten gegenüber, die tags zuvor in berlin demonstrierten.
einige davon ließen sich dann auch auf der pro-israel-kundgebung blicken:
vergrößerung des obigen fotos zeigt: auch genossInnen lederers sind anderer meinung als der landesvorsitzende:
sorge bereitet dabei laut plakat, daß ja deutsche steuergelder „für israelische bomben“ draufgehen könnten. wie man zu einer solchen mutmaßung kommt, ist mir relativ schleierhaft.
am rande der kundgebung kam es zum wettbewerb der sprechchöre („freiheit für palästina“ vs. „lang lebe israel„):
und auch nach der veranstaltung kam es zu – soweit ich das mitbekommen habe – erstaunlich friedlichen diskussionsgruppen. teilweise begleitet vom polizeilichen „anti-konflikt-team„.
natürlich offenbarte sich dabei auch einiges an dummen geschwätz, das ist ja aber meist altbekannt. in diesem video etwa sagt der mann im hintergrund, die juden hätten „nix zu suchen bei uns, im palästina„. der andere prediger vermutet eine verschwörung „des westens“ / „der amerikaner„:
edit: beitrag der „tagesschau„:
beitrag von „rbb aktuell„: bilder von der ll-demo und der israel-soliveranstaltung.
toller satz: „auch palästinenser sehen sich in der tradition von rosa luxemburg und karl liebknecht„. aber sicher, so ähnlich sieht es auch die ank ffm, dort wird quasi die bekämpfung der hamas mit der ermordung der ll-legenden gleichgesetzt.
krasser linker kannibalismus der geschichtsklitterung und absichtlichen fehlinterpretation.
und dann noch indymedia:
„Wie gestern unter aufgebrachten Mitgliedern der Linkspartei am Rande verschiedener politischer Versammlungen in Berlin diskutiert wurde, ist dies keine Einzelaktion Lederers … […] … zum anderen wird die Untersützung Israels als ein Signal zum Vorgehen gegen die Gruppe Marx 21, ehemals „Linksruck“ interpretiert.„
witzisch.
„Dabei riefen die aufgebrachten Jugendlichen den vorgehenden Riotcops entgegen „Ihr seid alle, alle Juden“, „Ihr seid Scheiss-Scheiss Juden“. Es ist nicht klar ob eine Provokation der „Antideutschen“ mit Israel-Fahne den Anlass für die Auseinandersetzung gab.„
noch witzischer. die „antideutschen“ sind schuld an den antisemitischen auswüchsen einer „friedensdemo„. das klingt nach mainz.
auch der neo-„sds“ findet lederer doof:
„Eine Teilnahme des Landesvorsitzenden an der pro-israelischen Demonstration ist ein völlig falsches Signal„
edit 2: (13.01.): kommentar der „redaktion bahamas„:
„Diesmal hat mehr als die Hälfte der ca. 3.000 Kundgebungsteilnehmer rebelliert, und es versuche keiner, das den Antideutschen in die Schuhe zu schieben. Gewiss ist auch die Stimme des ein oder anderen Bahamas-Redakteurs beim Ausbuhen von Frau Eichstätt-Bohlig heiser geworden, aber hier haben nicht spalterische Kräfte von außen die Nase voll gehabt, hier waren es ganz überwiegend Juden in Berlin. Deutsche Juden, Juden, die aus Russland zugewandert sind, und beachtlich viele Israelis.
Der Vorstand der Gemeinde hat den Juden in Berlin eine so übelriechende Suppe zum Runterschlucken serviert, dass vom Wilmersdorfer Rentner bis zur Girli-Gruppe aus Israel der Mehrheit einfach speiübel wurde.„
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[…] unkoole leute von pi-news und leute mit transparenten “deutschland für israel”. kotzboy hat das ganz nett und anschaulich zusammengefasst. danach waren wir noch im hatch und haben die […]
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[…] edited, 12.01. edited, 13.01. tags: antifa, antisemitism, berlin, dates, opium, postnazism, streetart labels: all print […]
[…] kotzboy […]