fische und fäuste

am samstag-abend im ehemaligen gemüsedepot „tek-mer“ in der kreuzberger adalbertstraße, einer party des „3. pornfilmfestivals„, sah ich ein paar dinge, die mich zwar nicht wirklich schockiert, aber irgendwie irritiert, und trotzdem merkwürdig kalt gelassen haben, zumindest so sexuell gesehen.
ich verstehe die eigentliche aussage nicht von all dem, außer daß es halt performances waren, außergewöhnlich bestimmt, weit weg jedenfalls von dem, was man(n) womöglich eine woche zuvor auf der mainstream-„erotikmesse“ mit verleihung des „venus awards“ in berlin oder in der regel in türkischen gemüsedepots sehen konnte.

ich kam sehr spät da an, das bezeichnend naive mixtape „love dog“ noch im ohr, eine kleine schlange am haupteingang.
ich bekam gerade mit, wie eine dame eine andere vorwarnte, die 8 euro eintritt müssten nicht sein, da drin seien eh nur „so hyper hyper-leute“.
drinnen konnte ich aber kaum menschen finden, auf die diese beschreibung gepasst hätte. stattdessen dauerte es nicht sehr lange, da stand ich neben audacia ray und einigen ihrer bekannten.

die menschen, darunter einige sehr sympathische, denen man, vielleicht ähnlich auch wie mir, ansehen konnte, daß sie sich gar nicht als pornomäßig aufgeblasene zerrbilder ihres geschlechts verstehen wollen, sondern im gegenteil eher als menschen, denen die geschlechterrolle von sonstwo her zugewiesen wurde, standen zum teil etwas desorientiert rum. die elektromucke ließ nur sehr wenige zucken.
ich war später in richtung getränketheke auch sehr froh, eine mir ebenfalls bekannte freundin der olifani-„antisexistin“ „schoko“ zu sehen. das gibt mir gewissermaßen eine diplomatische unberührbarkeit gegenüber dem, was dann später auf der bühne zu sehen war und was schoko, wäre sie anwesend gewesen, vielleicht zum kotzen gebracht hätte.


eröffnet wurde der abend von lazlo pearlman aus london. der moderator ließ in klischeehaftem gay-outfit die hüllen fallen und überraschte dann einige der anwesenden angesichts seines geschlechtsorgans, das nicht dem restlichen soeben dargebotenen klischee entsprach.


als nächstes folgte „performance mouse“. eine meerjungfrauartige performerin mit dreadlock-perücke, die sich im laufe der folgenden performance ausgiebig mit rötlichen zierfischen beschäftigte. sie führte sie in im grunde alle zur verfügung stehenden körperöffnungen ein und ließ die tiere dabei in der jeweils ungewohnten situation planschend von ihrem assistenten filmen und auf eine leinwand projezieren.


als showeffekt zum ende füllte sie sich durch einen trichter wasser in die vagina und den hintern ein und spritzte von da aus die füllung in hohem bogen ins publikum.

die tatsächlich überlebenden fische wurden anschließend an jemandem im publikum für mickrige 20 euro versteigert.

dann kam der eigentliche höhepunkt des abends: der „fisting club“. von der angekündigten regie von shu lea cheang war leider nicht arg viel zu merken. der „fisting club“ sollte eine interpretation des paranoiker-movies „fight club“ von david fincher darstellen.

die aufmerksamkeit des publikums richtete sich aber auf das unausweichlich zu fokussierende wesentliche. wendy delorme ließ sich fisten. zunächst von judy minx, 19 jahre jungem altporn-star aus frankreich, und später auch von menschen aus dem publikum.

ist das lustig? erotisch? skandalös? bin ich die entsprechung männlicher chromosome auf das totschlagurteil „frigide„, da ich solche fragen überhaupt stelle? ich weiß es nicht.
immerhin wurde hier sozusagen das publikum integriert, einbezogen … im wahrsten sinne des wortes.
selbstverständlich freue ich mich aber natürlich über jede freiheit, die sich sex nehmen kann. auch in der öffentlichkeit, klar, ist auch spannend. aber die dehnung der scheidenwand – ist das ein gegenstand der befreiung oder nur entertainment ? ob das fisting tatsächlich sexuell ganz besonders krass stimulierend ist, wollte ich judy am nächsten tag bei einem interview fragen. sie hatte zuvor auf dem „pornfilmfestival“ mit wendy delorme einen fisting-workshop co-moderiert, der sich ausschließlich an weibliche partizipierende oder transgenders richtete.

wenig später ging ich einen döner nebenan essen. als ich auf das essen wartete, hatte ich das päärchen neben mir gefragt, was sie eigentlich von der fisting-show gehalten haben. die waren aber sehr überrascht und wußten gar nix von der porn-party im hinterhof nebenan.


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  • rollkofferhass und wohnraumprostitution

  • 29 Mai 2010, 5:44
    by OGNI


    comment:

    Also ich würde mich über so ein Event hier in Hamburg freuen, vor allem über den Fisting Club mit Wendy Delorme …

    M.f.G.

    comment:

    […] wenn die gute Dame das nächste mal in Berlin einen “Fisting-Workshop” veranstaltet, dann könnten kritische Besucher sie mal auf ihr verlogenes politsches Engagement […]

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