politics: islam israel konrad adenauer stiftung palästinenser ramallah reise wasatia
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dissi in israel (6)
day four
vorbei an checkpoint und „security fence“ fuhren wir am ende des vierten tages in ein nachbardorf von ramallah, das tatsächlich abrupt vor der mauer endet. der bus schlängelte sich mühsam durch sehr enge gassen einen berg hinauf, kinder bewarfen den bus mit kleinen steinen.
thomas birringer von der „konrad adenauer stiftung“ wollte uns dr. mohammed dajani vorstellen. er ist professor an der „al-quds-universität“ und gründer sowie vorsitzender von „wasatia„, einer initiative mit leichten ambitionen zur parteigründung.
die k.a.s. hatte letztes jahr islam-gelehrte und „wasatia“-mitglieder für ein einwöchiges seminar nach deutschland eingeladen. man habe ihnen „das deutsche modell“ nahebringen wollen in bezug auf weitgehende trennung von kirche und staat.
laut dajani nämlich werde der koran chronisch falsch ausgelegt und politisch missbraucht. tatsächlich sei die aussage des korans, daß die 3 monotheistischen religionen brüderlich verwandt seien und es stünde nirgendwo, daß juden und christen zu bekämpfen seien. und atheismus sei auch okay.
die initiative „wasatia“ hat ihren namen von einer koransure und das wort stehe für mitte, zentrum, ausgleich. mit seminaren, akademischem diskurs und sozusagen alltagssozialarbeit wolle die gruppe den islam entradikalisieren.
2006 habe man mit dem projekt angefangen, 2007 bereits einen entwurf für ein mögliches parteiprogramm veröffentlicht. daraufhin habe man aber einiges an kritik geerntet. es erschien vielen wenig verlockend, der gründung einer weiteren partei beizuwohnen, die die bereits bestehende auswahl zwischen über 40 splitterparteien ergänzt.
„wasatia“ sei daher derzeit eher „eine bewegung, die eine verbindung herstellt zwischen säkularer gesellschaft und religion„.
man stünde nicht vollkommen alleine da. es wären in anderen arabischen ländern ebenfalls bereits bücher erschienen, die eine friedliebendere interpretation des koran anregten.
im moment hält „wasatia“ zwei wohnungen in einem ansonsten leerstehenden wohnhaus. im unteren geschoss tagt die initiative, ein stockwerk höher versucht man eine art jugendclub, um die kinder „von der straße zu holen„.
klingt alles toll.
aber theoretisch. bei konkret-politischen nachfragen wich dajani zunächst aus: er möchte seine mission nicht durch politische aussagen verblassen lassen.
dann wird er aber doch recht konkret:
er stellt sich ein dreigeteiltes jerusalem vor: eine internationalisierte altstadt, ein arabisches drittel und ein jüdisches drittel, beide als jeweiliger regierungssitz.
zur palästinensischen flüchtlingsfrage: das „rückkehrrecht“ mag „holy“ sein, aber die tatsächliche rückkehr sei verhandelbar. vermutlich deutete er damit mögliche „kompensationszahlungen“ an.
mit all diesen aussagen liegt er vermutlich auf der linie der dt. bundesregierung.
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