politics: mc cain obama präsidentschaftswahl sarah palin satire saturday night live usa video
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ein würdevoller verlierer
präsidiale worte von john mccain zu seiner niederlage gegen obama. schade, ich werde ihn vermissen, der war schon auch ein bißchen knuffig.
aber obamas sieg bei der präsidentschaftswahl hat vielleicht auch gute seiten: vielleicht wird in den kommenden vier jahren die widerwärtige antiamerikanische verschwörungsparanoia etwas verstummen, definitiv wird jetzt aber die nervig-hysterische obamania abebben, vielleicht sogar der einen oder anderen ernüchterung weichen.
ich fürchte aber, daß sich in dem gleichen zeitraum außenpolitisch so gut wie gar nichts tun wird von dem, was vielleicht längst überfällig wäre: etwa das bemühen, (auch für deutschland) verbindliche allianzen außerhalb des handlungsunfähigen „weltsicherheitsrates“ zu schmieden, um aktiven druck gegen das iranische mullah-regime zu mobilisieren. aber moment, das hatte obama ja sowieso nicht wirklich vorgehabt.
gewählt wurde obama aus innenpolitischen gründen und dort hat er in der tat einiges zu tun, wozu ihm definitiv viel glück zu wünschen ist. würde er in der ersten legislaturperiode keinerlei spürbare entlastungen und, etwa gesundheitspolitische, verbesserungen für die amerikanische durchschnittsbevölkerung durchsetzen können, wäre seine präsidentschaft im grunde bereits gescheitert.
mich würde schon freuen, wenn sich obama während seiner amtszeit nicht mehr mit jenen hardcore-antizionisten treffen würde, die er vor seiner kandidatur noch so gerne besucht hatte, etwa rashid khalidi und edward said ((siehe diesen artikel in der l.a. times)), und er jenen unter seinen beraterInnen nicht allzu viel gewicht gibt, die sich fast nahtlos in diese aufzählung einreihen könnten ((siehe diesen artikel in „die welt“)).
schwer vorstellbar beim charismatischen obama sind im moment noch die sonst üblichen verarschungsroutinen gegen den präsidenten der vereinigten staaten.
mccain reagierte kurz vor der wahl auf sein eigenes potential in dieser kategorie mit einem auftritt bei „saturday night live“, zusammen mit seiner ehefrau cindy und einer fake-sarah palin:
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McCains Niederlagen-Rede hat auch mich beeindruckt, in ihrer … nun ja, sagen wir: altmodischen Ehrenhaftigkeit („altmodisch“ im positiven Sinne). Ich war berührt, sogar. Da hat sich eine gewisse Generation „Amerika“ auch verabschiedet – der aufrechte Vietnam-Veteran. Und der Mann hat das gespürt, dass nicht nur seine persönliche, sondern auch eine übergeordnete Ära aufhört, dass jetzt andere Bilder und Helden („Heldenbilder“) ins amerikanische Bewusstsein nachwachsen.
Zu Obama: Alle Massen-Manien sind verdächtig und letztlich unerträglich, so auch die Obama-Mania, sei es hierzulande oder anderswo. Anzuerkennen bleibt aber der revolutionäre Charakter, den diese Wahl für die USA hat – vielleicht, wenn man zunächst an der Oberfläche bleibt, auch erst einmal nur „symbolisch“ („Die Macht der Bilder“). Knapp ein Jahrhundert nach Abschaffung der Sklaverei und angesichts der Tatsache, dass in weiten Teilen der (Süd-)staaten faktisch noch immer Rassentrennung herrscht, ist das Bild des „schwarzen Präsidenten“ eben etwas kategorial Neues. Aufschlussreich war doch, wie McCains Parteifreunde im Publikum reagiert haben, während seiner Abschiedsrede … Dieses Geraune und Gestöhne, das McCain selbst eindämmen musste („Ruhig“ Ruhig!“) Interessant auch manche spontanen Äußerungen von überzeugten Republikanern, dass sie sich einen „schwarzen Präsidenten“ nicht recht vorstellen könnten.
Also: Innenpolitisch betrachtet, sind die USA ihrer eigenen Idee der offenen Gesellschaft einen Riesenschritt näher gekommen, jetzt – „the pursuit of happiness“, für alle. Die Vorgängerregierung hingegen hat die USA recht weit von sich selbst entfernt, auch die eigene Verfassung in vielen Belangen missachtet. Und es war in der Ära der Bush-Regierung auch stets eine schändliche Vereinfachung, „die USA“ mit der Bush-Administration gleichzusetzen – egal von welcher Seite aus und mit welchem politischen Ziel aus man diese Gleichsetzung vorgenommen hat. Die Opposition innerhalb der USA, das Anti-Bush-movement, war gewaltig, die letzte Wahl (gegen Gore) eine Entscheidung von nur wenigen Stimmen. Will sagen: Die Hälfte „der USA“ war gegen jene „USA“, die wir in den vergangenen zehn Jahren erlebt haben.
USA-immanent betrachtet – das Land an sich und wie es sich qua Verfassung definiert – ist es einfach so: Die USA sind jetzt, allein durch diese neue Repräsentanz, ihrem ureigenen Kern wieder näher gekommen. Ob Nicht-Amerikaner das Land hingegen lieber für anderes buchen möchten oder nicht … etwa als „Weltpolizei“ oder, im Gegenteil, als „Weltgefahr“ einordnen wollen … das sei dahin gestellt. Die USA räumen offenbar derzeit bei sich selber auf – der Bedarf (zu wählen, etwas anderes zu forcieren) war augenscheinlich groß bei den Menschen. Dies als bloße „Medienkampagne“ abzukanzeln, als „Oba-Mania“ zu verniedlichen, wäre in jedem Fall ziemlich kurzsichtig und blind. Es ist, da stimme ich zu, überwiegend eine „innenpolitische“ Wahl gewesen – was ziemlich in Ordnung ist – wenn die Bürger eines Landes eben ihre Regierung wählen, nicht wahr? Schauen wir mal, was außenpolitisch draus wird. Fakt ist: Das Land ist dabei, sich selbst neu zu definieren, jetzt.