„egal, wie lang die bärte sind“

dieser artikel trägt den titel eines zitats vom antizionisten todenhöfer (cdu), der damit wohl ausdrücken wollte, daß es keine rolle spielt, wie knallhart die scharia von irgendwem ausgelegt wird – als gesprächspartner sind alle gleich in einem ergebnisoffenen diskurs um die zukunft afghanistans.

ich habe die ausstrahlung der ard-sendung „menschen bei maischberger“ verpasst und stattdessen die web-version geschaut und runtergeladen.
letzterem umstand ist zu verdanken, daß ich nun hier auch ein paar ausschnitte verlinken kann.

erneut, wie schon öfters, lieferte die show grandioses entertainment.
es ging dabei um nicht mehr und nicht weniger als deutsche befindlichkeit außerhalb und nahe bei dem hindukusch und die sich regenden gefühle der ablehnung einer solchen deutschen beteiligung an einem „auslandseinsatz„, sowie um die naheliegendste form der distinktion: etwa, daß sich „die amerikaner“ vor ort wie wildgewordene cowboys verhielten, „die deutschen“ allerdings nur beste, humanitäre ziele verfolgten.

obwohl ich natürlich ganz und gar nicht die politische forderung unterschreiben würde, alle soldaten der bundeswehr müssten umgehend afghanistan verlassen, muß ich zugeben, daß ich der hinter dieser forderung eventuell stehenden haltung teilweise recht gebe, auch wenn es alles andere als „friedenspolitisch„, eher national-egoistisch oder, wie es scholl-latour in der sendung ausdrückte, „patriotisch“ motiviert sein müsste, so etwas zu fordern.
jedenfalls dann, wenn diese haltung dazu neigen würde, die tatsächlichen gründe für eine deutsche beteiligung angemessen zu beurteilen, könnte ich sympathien entwickeln. genau das zu tun allerdings fällt schwer, denn – typisch für deutschland – handelt es sich dabei nicht um einen konkreten politischen willen, sondern lediglich um eine ansammlung verschiedener vermeintlicher „sachzwänge„:

1.) der staat deutschland möchte sich nicht vollständig vor der „internationalen gemeinschaft“ blamieren, bzw. kann es sich aufgrund seiner staatsräson nicht erlauben, sich bei dieser frage einfach herauszuhalten. selbst der stolz strapazierte „nazibonus“ reicht da kaum für aus.
2.) der staat deutschland ist daran interessiert, u.a. seinen standortvorteil innerhalb der eu abzusichern und muß sich dafür auch außenpolitisch als relevanter „global player“ präsentieren
3.) natürlich ist der staat deutschland als nachfolgestaat von zwei regimen, von denen das zentral-deutsche regime 6 millionen juden und weitere millionen andersdenkender ermordet hat, daran interessiert, einen zustand zu erlangen, der sich als „normalität“ umschreiben lässt. dazu ist aber offensichtlich mindestens ein gewisses maß an, selbstverständlich „humanitärer„, bereitschaft zur intervention notwendig, nämlich an dem übernehmen von „verantwortung„, die andere staaten allerdings auch ohne eine solch widerwärtige vergangenheit zu übernehmen bereit sind
4.) auf die bedrohung des internationalen jihads und insbesondere die anschläge von 9/11 antwortend mußte die bundesregierung in irgendeiner form reagieren, zumal selbst das bka inzwischen eine vage ahnung davon hat, daß selbst „deutsche staatsbürger“ unter umständen vereinzelt dazu neigen könnten, sich in „trainingscamps“ für den antiwestlichen kampf ausbilden zu lassen.
in dieser situation konnte sich d-land nicht direkt verschwistern mit dem jihad, sondern mußte die contenance eines an sich ja irgendwie doch noch westlich orientierten staates wahren, konnte aber gleichzeitig bis heute nicht verbergen, daß man darüber insgesamt eher sauer ist gegenüber den vereinigten staaten, die da „die deutschen“ mutmaßlich „in etwas reingezogen“ haben.

all diese vier gründe für den „auslandseinsatz“ interessieren mich persönlich kein stück weit. ne, ich empfinde kein mitleid wegen der „sachzwänge„, die sich gewissen ministern aufzwängen.
in sofern stimmt es, daß die staatsorientierten, deutschen hauptgründe für ein einschreiten in afghanistan, schlechte gründe sind, die nicht ausreichen, um eine solche mission überhaupt rechtfertigen zu können.
die gesamte diskussion darüber, ob und wann welche „nationalen interessen“ „am hindukusch verteidigt“ werden würden, ist genauso ekelerregend, wie die wunschvorstellung, alle soldaten aus afghanistan zu entfernen, menschenverachtend hinsichtlich der zukunft der dortigen bevölkerung ist.
ein echtes dilemma, das sich glaubwürdig am ehemaligen verteidigungsminister und heutigen spd-fraktionsvorsitzenden peter struck personifiziert.
egal, um was es in der „maischberger“-show ging, ob um die notwendigkeit einer fortsetzung und intensivierung der deutschen teilnahme am internationalen einsatz, oder andersrum um die angebliche boshaftigkeit der amerikaner, die das gutmenschentum der deutschen zu sabotieren droht, struck war mit allen immer einer meinung. egal ob mit friedman oder todenhöfer.
ich persönlich mag peter struck auch. ich finde, daß es wenig politiker gibt, denen man scheinbar, aufgrund ihrer ehrlich kumpelhaft gemeinten attitüde und sprechweise, so leicht in die seele gucken kann. und die seele von herrn struck ist gut. er will allen das beste und niemandem böses. das steht wohl fest.
aber diese bilderbuchhaften besten wünsche und geradezu klischeehaft nettesten vorsätze „deutschlands„, die eine klare position irgendwo zwischen taliban und george w. bush missen lassen, sind vielleicht symptomatisch für das halbherzige engagement, das sich deutschland geleistet hat und damit eines seiner vier goldenen vorsätze, wie ich sie versucht habe, darzustellen, verraten hat.
die personelle aufstockung deutscher soldaten in afghanistan ist eine reaktion darauf, daß die aktuelle realisierung der gewünschten ergebnisse auf internationalem terrain in sachen deutschen außenpoltischen einfluß zurecht in frage gestellt ist. es handelt sich also um eine pure gegenreaktion, allerdings vollkommen ohne plan und vollkommen ohne genauer definierbarer absicht.
das jedenfalls ließ sich auch aus der maischberger’schen gesprächsrunde ableiten, zumal friedman als einziger die stressige rolle übernehmen mußte, einen übergeordneten zweck für diese scharade mit anfassen, jetzt auch für deutsche, ins gedächtnis zu rufen:
eben die – durchaus kriegerische – bekämpfung menschenverachtender regime, die alle zivilisatorischen zwischenschritte (you know… aufklärung und so: gewaltenteilung, säkulare gesellschaft, eine möglichst unabhängige justiz/rechtsprechung, gleichberechtigung der geschlechter, recht auf körperliche, seelische und geistige unversehrtheit, freie meinungsäußerung etc.), die bis heute irgendwo auf diesem planeten gemacht wurden, bis in alle ewigkeit zu verhindern gedenken.

es ist – das gebe ich zu – total absurd, daß ausgerechnet (ex-)linke die angeblichen errungenschaften westlicher zivilisation runterbeten müssen, als wäre die idee „staat = gesellschaft“ das endergebnis deren träume.
aber so absurd es ist, gilt es, dieses minimum des jetzt zu verteidigen gegen so manche andere sogeannte „linke„, die sich im zweifelsfall lieber mit den antizivilisatorischen mörderbanden verschwistern.

aber genug monolog.
hier ausschnitte aus der sendung „menschen bei maischberger“ vom 21.10.08.

pt. 1:
usa böse, deutschland lieb

dieser ausschnitt zeigt, wie sich jürgen todenhöfer, peter struck und peter scholl-latour weitgehend darüber einig sind, daß deutsche nur gutes tun in afghanistan, „die amerikaner“ aber letztlich an allem schuld sind: etwa an der verschärfung der gegenwärtigen situation, eigentlich auch am terror an sich.
es wird klar definiert, was „deutschlands rolle“ sei: in erster linie „nationale interessen“ zu verteidigen, in zweiter linie „die amerikaner„, die etwa struck in einer reihe mit „pakistan, iran…“ nennt, „zu bremsen„.
deutsches außenpolitisches selbstbewußtsein definiert sich also durch das kontra gegen amerika ?
friedman räumt ein bisschen auf.

todenhöfer betont, er könne ja nicht anti-amerikanisch sein, da seine meinung angeblich 2/3 der amerikanischen bevölkerung entspräche (was ich nicht glaube). viel entscheidender für die auflage des todenhöfers groschenheftromane über verwirrte, wandelnde kulturdenkmäler, die nicht anders können, als sich in ihrem vermeintlichen unvermögen in die luft zu sprengen, dürfte allerdings sein, daß er wohl die meinung von 2/3 aller deutschen vertritt, jener menschen also, deren großväter noch selber hin und wieder ein massengrab ausgehoben haben oder denen unter umständen mal eine bombe der alliierten auf den kopf fiel.
und welche parteien, die irgendwo in d-land in kreis- oder landtägen vertreten sind, teilen die meinung des todenhöfers? mir fallen nur zwei parteien ein, die sich außenpolitisch mit todenhöfer bestens verstehen würden: einerseits die linkspartei und andererseits die npd. die dvu vielleicht noch, falls diese briefkastenfirma zu so was wie „außenpolitische positionen“ überhaupt fähig sein sollte.

pt.2
nach dem „worst of“ hier das „best of“:

eher realistische, teilweise fatalistische sätze von struck, friedman, scholl-latour…

darin gezeigt wird u.a.: deutsche soldaten dürfen eh nix, was ist für deutsche „frieden„, was bedeutet der „sofortige abzug„?

pt.3
scholl-latour

und zum schluß leider noch die schlimmsten aussetzer des peter scholl-latour, den ich ja ansonsten doch recht knuffig finde.
1.) er behauptet „seit 2001“ sei „nix passiert“. 9/11 war übrigens ein „wunder„, wenn man „die araber“ kenne. von wegen, daß „die“ überhaupt was gebacken bekamen und so. entspricht nach scholl-latours ansicht offensichtlich nicht „deren natur“.
aber was ist mit den terroranschlägen in london und in madrid, bei denen mehrere hundert menschen ihr leben ließen? diese leichen sind nicht auf scholl-latours schirm. da war ja „nix“.
und „in israel“ muss man „mit dem terrorismus […] leben„.
2.) er behauptet, unter der taliban sei es in afghanistan auch nich schlimmer gewesen („so lebt man in saudi-arabien auch“, führt er als rechtfertigung an)
3.) er behauptet, darfur sei eine „propaganda-blase“ (todenhöfer freut sich sichtlich, scholl-latour stammelt was von „kain & abel“)

die vollständige maischberger-sendung gibt es in der ard-mediathek, die wir alle zwangsgebührenzahlende unter daserste.de abrufen können und uns das wohl nicht nehmen lassen wollen durch hysterisch dagegen klagende „mitbewerber“ oder hyperaktive „landesmedienanstalten“ (es gibt da gewisse diskussionen, über die „rechtmäßigkeit“ eines umfassenden öffentlich-rechtlichen, auch gebührenfinanzierten internet-angebots; ob das nicht wettbewerbsverzerrend sei und so).


related:
  • islam-flop bei maischberger
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  • die anti-khan-show

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