facebook und last.fm

seit meiner langjährigen trauerattacke waren mir beide portale (1,2) eine hilfe. erstens mich aus dem trauergraben heraus mit anderen auseinandersetzen zu können. und zweitens die reallife-optionen, die teilweise daraus erwachsen sind, habe ich auch dankbar aufgenommen, auch wenn das meiste recht schnell in der mülltonne landete und ich zudem einige lektionen zu web 2.0-paranoia und –stalking noch lernen musste. heute kann ich mich von letzterem kaum mehr befreien. denn die möglichkeit ist nun mal da. und wenn zweifel und verlustängste im voraus raum gewinnen, kann man da ganz gut recherchieren. ich hasse mich dafür, aber ich hasse auch die gelegenheit dazu.
ich wünschte mir so sehr eine liebe, die gar nichts mehr mit all dem zu tun hat, die nicht flankiert wird mit einem halben dutzend anderer kandidatInnen in der virtuellen pipeline. einer bekanntschaft, die nichts mehr zu tun hat mit den verzweifelten annäherungsversuchen eines übereinstimmungsbalkens bei last.fm, dem gegenseitigen abhören des anderen lieblingslieder-streams, eine bekanntschaft, die sich old school mit begegnung, blicken und sympathie anbahnt. so wundervoll unschuldig. und sich dann niemals adden!
ich hasse mich dafür, mich derweil in jemanden zu verlieben, den ich bei facebook kennenlernte. denn das bedeutet online-stress. zuviel für meine 90s-seele vielleicht.

denn come on… last.fm/facebook ist eine partnerschaftsbörse, oder? vielleicht dezenter als „joyclub“ oder „poppen.de“. aber die intentionen sind doch ähnlich: angefixt werden von jemandem unbekannten, dann nervös werden, die person treffen, eventuell sex haben oder auch nicht, sich verlieben oder auch nicht. alles temporär und voll „marilyn manson-style“:

„I’m not in love, but I’m gonna fuck you ‚til somebody better comes along.“
(„user-friendly“ aus „mechanical animals“).

das einzige, was ich an meiner exfreundin quasi praktisch wirklich vermisse, ist ihre ablehnung gegen web 2.0. wenigstens sie werde ich nicht ausversehen irgendwo adden.
aber natürlich bin ich facebook/last.fm/myspace auch dankbar. ich habe durchaus ein paar nette menschen kennengelernt. und es ist ja auch eine recht angenehme oberfläche, mit allen möglichen menschen (selbst familienmitglieder: zur not tanten und cousins) in kontakt zu bleiben.
aber ich finde schon: das sollte mal thema werden: in wieweit sind die social networks heute primäre anbahnungsstätten? nein, ich armer tropf bin ja nicht der einzige, der das so sieht. es ist definitiv praxis. oder? sei ehrlich, du leser dieses blogs. willste ficken? hier ist der kontakt-link.
und für weiterführende diskussionen adden kann man mich hier und da.
es sind kapitalistische reflexe. aber andererseits: in einem kommunismus ohne internet würde ich ja auch nicht leben wollen. nach aktueller globaler lage sind die regime die schlimmsten, die als erstes das internet auszuschalten versuchen (iran, china, ägypten, libyen …).
für den hedonismus! aber bitte gegen das virtuelle kurzzeitgedächtnis.

p.s.: aber danke facebook. i’m in love right now.


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  • 22 Mrz 2011, 0:14
    by heiko drott


    comment:

    gratulation, jetzt steh ich nun da als freak..
    immerhin habe ich dich auch im real life kennen gelernt und hasse es überhaupt nicht!
    es gibt die schöne erkenntnis von Paracelcius: Ein jeglich Ding ist Gift, nur auf die Dosis kommt es an“ ich glaube das gilt auch auch für 2.0

    22 Mrz 2011, 1:42
    by martin


    comment:

    punkt

    22 Mrz 2011, 8:43
    by dissi


    comment:

    @heiko: interessant, daß du dich angesprochen fühlst. 😉
    aber paracelcius: ist das nich so ein homöopathiker? der hat keine ahnung.
    dennoch: deine schlussfolgerung ist natürlich richtig: die dosis machts.

    24 Mrz 2011, 10:05
    by Unas


    comment:

    Das mit der 90 Seele kann ich gut nachvollziehen. ICh kann sehr viele die relativ oft dates über Plattformen machen oder „den hab ich im chat kenengelernt“ sagen. Ich selbst konnte das nie verstehen. Im Netz sieht man immer nur die Selbstdarstellung, so wie sich der andere gerne sehen würde. Und wenn man wirklich an jemandem interessiert ist reicht das nicht. Ich spreche hier niemandem sein Glück ab, sage nur, dass ich mit der Partnerschaftsanbahnung im Netz echt nur schlechte Erfahrungen gemacht hab und die vorhandenen Möglichkeiten nie nutzen konnte.
    Weiss jetzt nicht wie du das mit dem stalking meinst und hoffe jetzt einfach mal das du es im www. nicht damit übertrieben hast. Mir hat es in der Hinsich einmal in dne Fingern gejuckt und ich bin sehr froh, dass ich es gelassen habe. Bei allem negativen Lese ich aus den letzten drei Beitäen heraus, dass du jemanden kennen gelernt hast, der dich wirklih interessiert. Ganz ehrlich, das freut mich total für dich! Viel Glück!

    24 Mrz 2011, 11:35
    by dissi


    comment:

    oja, ich bin wirklich verliebt. und zwar oldschool, trotz facebook.
    und wie gehabt findest du die richtigen worte: „im netz sieht man immer nur die selbstdarstellung“. genauso ist es. aber auch die kann ja unterschiedlich ausfallen. wer sich ne weile damit beschäftigt, entwickelt durchaus eine ahnung von dem medium.
    aber ich möchte das jetzt auch nicht nur schönreden. wie gesagt: ich habe viel kack erlebt. unnötig und unpleasant.
    schön, daß du geschrieben hast, j.

    24 Mrz 2011, 15:33
    by Unas


    comment:

    Ich hab ja nicht gesagt/gemeint, dass das nie klappen kann 😉 . Es ging nur um die Tendenz und die ist definitv so, dass da zumeist nciht vernünftiges rauskommt. Alles Gute.

    24 Mrz 2011, 18:22
    by dissi


    comment:

    mein bedenken ist immer bei mir

    24 Mrz 2011, 23:51
    by cory


    comment:

    sicherlich is das „oldschool-kennenlernen“ stets besser. das finde ich definitiv auch. trotzdessen sind wir nun mal die internet-generation und bewegen uns in virtuellen netzwerken. es kommt immer drauf an wie sehr man dann die realität um sich herum vergisst und noch part of the real life is. internetbekanntschaften können daher immer anders verlaufen. es kommt halt auf jeden selbst an, was er draus macht. ich denke ich kriege den spagat zwischen web und real life sehr gut hin. echte freunde helfen viel. reine internet-liebe funktioniert sicher nicht. aber wenn man sich im wahren leben kennenlernt, ist es quasi wieder das o.g. oldschool-kennenlernen, meiner ansicht nach. in diesem sinne: im in love.

    25 Mrz 2011, 16:08
    by Unas


    comment:

    Damit es keine Missverständnise gibt. Ich wollte in keinem Fall hier irgendwelche Prognosen abgeben oder so was. Dazu hab ich weder das Recht, noch die Kompetenz. Ich wollte auch niemanden persönlich angreifen. Ich fühlte mich von einer Textpassage angesprochen, weil ich da von der Souveränität und vom Erfolg hier doch erlebe, dass ich dafür 4 Jahre zu alt bin. wenn das jetzt gut geklappt hat find ich das ehrlich gut! Der Beitrag war einfach nur meine persönliche Befindlichkeit.

    25 Mrz 2011, 20:29
    by cory


    comment:

    hab ich auch so empfunden:)

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