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sex in the city. 3. s/m im thälmann-park.
bis heute habe ich keine ahnung, was sie, und sie heißt ab jetzt kate* normalerweise mit ihren verabredungen anstellte. vielleicht war doch manchmal das bett das finale der verabredung.
für mich jedenfalls war es das definitiv erste blind date meines lebens. so blind, daß ich an der verabredeten s-bahn-station erstmal an ihr, der 24jährigen, die den kontakt zu mir via virtueller partnerbörse gesucht hatte, vorbeigelaufen bin.
von dort zum angestrebten eiskaffee-dealer zu gelangen, kostete ein paar minuten. mit ihr war das aber kein problem. sie war so gesprächig, daß es mich zuerst verwunderte, aber sie war gleichzeitig wach genug für den rest der umwelt, so daß es nicht zu nerven begann. aber es war von anfang an geklärt, wer hier das sagen hat und wer die entscheidenden impulse gibt. und so ähnlich wollte ich es ja auch. erstmal gucken, mich zurückhalten, ich habe nichts zu verkaufen, über dessen wert ich mir sicher wäre.
wir liefen eine seitenstraße der schönhauser allee runter. wie es am prenzlauer berg so ist, kamen wir an einem mehr oder weniger esoterischen laden vorbei. für sie, wohnhaft am „stadtrand“ von neukölln, wie sie es später beschrieb, nichts alltägliches. sie ist löwin – wie ich – und kaufte sich entsprechende räucherstäbchen. mein schock, zum ersten mal, seit ich in berlin wohne, einen solchen laden betreten zu müssen, währte nicht wirklich lange, denn da standen auch diese jüdisch inspirierten kerzenleuchter im regal. ziemlich direkt neben dalai lama-bildchen. nippes for everybody.
aber es duftete schon ganz gut da. die verkäuferin meinte, das seien vermutlich die „elbenhölzer“. das konnte ich allerdings kaum glauben.
ihr tempo war beachtlich. wir legten innerhalb kürzester zeit mehrere blocks zurück auf dem weg zum versprochenen eiskaffee. wir hatten beschlossen, das getränk auf einer wiese einzunehmen. diese würde zum ernst-thälmann-park gehören. auf dem weg dorthin würde es genug gelegenheiten geben, etwas „to go“ mitzunehmen.
auf dem weg fielen mir nochmals ihre augen auf, die wirklich um ein noch vielfaches extremer schienen, als auf ihren fotos. sie bedankte sich für die einschätzung, bestätigte aber auch, daß sie sich deren wirkung voll bewußt ist.
sie erzählte mir von ihren ersten erfahrungen im berliner „kit kat klub“. damals war sie etwa 20.
der „kit kat klub“ ist ein ort, zu dem erwachsene gehen, die gerne lack, leder und so n zeugs tragen. die fühlen sich dann wahnsinnig hedonistisch und verabreden sich manchmal spontan zum sex.
das mag wohl auch in anderen diskotheken vorkommen, aber der kkk (?!) verkörpert diesen anspruch auch explizit.
es gäbe auch abende ohne „dresscode“, kann sie berichten. auf die frage, ob ich da auch reinkäme, kann sie mir keine endgültige antwort geben. daß da wohl vor allem durchgeschwitzte athletenoberkörper mit dazugehörigen kurzhaarfrisuren und namen wie „günther“ oder „ralf“ rumturnen dürften, bestreitet sie nicht.
einige von diesen muskelprolls seien ganz okay, wenn erst einmal ein kontakt zustande gekommen ist. aber sie stellten auch nur einen teil der kkk-community dar.
ihren geburtstag hat sie zweimal gefeiert. einmal mit ihrer familie und einmal im kkk.
endlich: eiskaffee. in dem laden gibt’s auch bagles und das hinweisschild versucht zu erklären, wo der leckere snack herkommt. es ist sich nicht sicher, verschweigt aber nicht, daß der lustige kringel in erster linie einer jüdischen community zugesprochen wird, die sich gezwungenermaßen in großstädten wie new york niederließ und dort mit dem verkauf der leckeren backwaren mit exquisitem belag begonnen hatte. die theorie, daß der bagel eventuell eine türkische spezialität sei, führt das schild aber ebenso auf.
ich merke mir den laden und nehme mir vor, demnächst bagles einzukaufen. aber nicht diesen ekligen mit lachs drauf.
auf in den thälmann-park. sie möchte sich einen joint bauen. der wind ist ein schwieriger gegner.
sie ist extrem hektisch bei allem, was sie tut, aber es ist lustig mit ihr.
aber ich bin mir heute nicht sicher, ob sie nicht auch durch „speed“ unter strom stand, oder ob sie immer so ist. jedenfalls nimmt sie das zeug regelmäßig und das sieht man ihr auch ein bisschen an (sie ist extrem dünn und so).
ich glaube, ihr leben ist wahnsinnig anstrengend. im ernst-thälmann-park haben wir festgestellt, daß wir beide als löwInnen ein paar sachen gemeinsam haben, sie ist jedenfalls ebenfalls auch psycho-erfahren, hat die borderline-diagnose und wirkt ehrlich gesagt auch ein bißchen so (pathos, apokalyptisches verhalten, magisches denken, rastlosigkeit – die üblichen klischees, die dann schnell zu einer abschließenden „diagnose“ werden).
passenderweise hatte ich kurz zuvor nach langer zeit mal wieder so ein bisschen astrologisch im internet gestöbert, just for fun, denn ein esoteriker bin ich ja nicht. aber das wenige laienwissen reichte aus für einige interessante gesprächsentwicklungen. sie kennt sich da auch aus und wir sind uns einigermaßen einig, daß theoretisch das löwe-sternzeichen prädestiniert ist wie kein anderes für das borderline-syndrom. das ganze thema der hingabe, drohender verschmelzung bei gleichzeitiger rastlosigkeit, freiheitsliebe und angst vor den eigenen tendenzen im besitzanspruchsdenken.
das passt auch irgendwie zu ihrem job. sie arbeitet in einem s/m-studio als „sklavia„.
das wußte ich vorher, neu ist mir, daß der job tatsächlich auch oral- und geschlechtsverkehr beinhaltet. ich war eher von einem passiven rollenspiel ausgegangen.
sie lässt sich als „sklavia“ von männern „benutzen“, agiert aber immerhin in einem vorher abgesteckten und sicheren rahmen, so daß sie relativ berechnend und im grunde eigentlich stärker ist als das rudel geiler köter, die ihre kunden sind.
trotzdem, mich spießer, bestürzt es irgendwie, daß sie als sexuelle dienstleisterin auf diese rolle festgelegt ist, als unterwürfige sklavin jemandem anderen zu dienen.
sie hatte das als experiment gestartet. aus eigenem interesse. nachträglich konnte ich beobachten: sie hatte sich im spätsommer 2007 noch in foren des „clubs“ um stellungnahmen zu ihrer planung bemüht. diese fielen widersprüchlich aus. erst im november hatte sie sich wieder gemeldet und zu diesem zeitpunkt war sie bereits eine weile im biz, hatte auch schon ihr „studio“ gewechselt.
ihren mitlesenden konnte sie berichten:
„…muss echt sagen es macht richtig spaß… ich fange auch eine ausbildung zur domina an was auch unheimlich viel spaß macht… also ich muss echt sagen es hat sich gelohnt… hab was gefunden was mir wirklich spaß macht und was ich gerne mache
war auf jeden fall die richtige entscheidung für mich„
neben ihrem job hat sie noch einen „festen freund“ und mehrere temporäre partner. sie sagt, sie habe sehr viel liebe zu geben und bezeichnet sich als „hedonistin“.
als sie von ihren lebensträumen sprach und mich nach meinen fragte, war sie aber gar nicht davon schockiert, daß ich vielleicht mal nach israel gehen will.
den antiimp-test hat sie also bestanden, obwohl sie in einem typischen prenzlberg-laden räucherstäbchen gekauft hat.
ihre stimme ist tiefer und rauchiger als die von scarlett johannson und ihre augen sind nun mal sehr hypnotisch. sie strahlen eine schönheit aus, die zwar teilweise im gegensatz zu ihrem durch drogen geschundenen körper steht, die aber insgesamt das unverwechselbare ihrer persönlichkeit repräsentiert.
selbst ihre zähne waren toll, obwohl die doch bei heavy speedgebrauch in der regel auszufallen drohen.
ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß sie sich das wirklich antut, was auf der website ihres „s/m-studio“s nachzulesen ist: regelmäßiges gangbang mit den sklavinnen des hauses.
als der eiskaffee schnell aufgebraucht und die sternzeichen-beeinflusste ähnlichkeit festgestellt und der joint von ihr alleine aufgeraucht war, wurde die frage immer dringlicher, was wir mit dem rest des nachmittags anstellen sollten. es hatte sich zu diesem zeitpunkt aber absolut gar nichts eingestellt, daß auf ein sexuelles interesse aneinander schließen lassen würde. natürlich hätten wir das spiel spielen können, deren spielregeln uns beiden bekannt waren. aber irgendwie fehlte die lust dazu.
wir trennten uns an der nahegelegenen s-bahn-station.
* = natürlich werden hier alle realnamen abgeändert
ausschnitt aus „schwarze schafe„
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