„panorama“: pro iran, pro deutschland

diesmal werde ich mir nicht die mühe machen, einen tv-beitrag aus der ard-„mediathek“ zu stehlen, um ihn dann bei youtube hochzuladen.
hier ist die orginal-quelle zu finden (video und .pdf-mitschrift).

eine eher ungewöhnliche form der annäherung zum themenkomplex antisemitischer iran und den größtenteils vergeblichen versuchen von wirtschaftlichen sanktionen gegen ihn, wählte das gebührenfinanzierte ard-politmag „panorama„:
der alleingang in bezug auf die sanktionen gegen den iran durch eher sehr wenige staaten, wie etwa england, frankreich und die usa, sollte durch den tv-beitrag ad absurdum geführt werden. aber nicht etwa, um eine fehlende konsequenz zugunsten des eigentlichen anliegens anzumahnen, sondern um den ansatz der sanktionen an sich als verschwörerische „heuchelei“ darzustellen, zwecks entlastung der traditionell für eigene ziele vor sich werkelnden deutschen wirtschaft und außenpolitik.

um eine solche quasi journalistische, definitiv agitatorische motivation nachzuvollziehen, muß man wohl zum ausgangspunkt des ressentiments zurückkehren, verkörpert durch die anmoderation der frau reschke:

„Irak, Nordkorea und Iran – diese 3 Bösen – so hat es George Bush 2002 benannt – bedrohten den Weltfrieden und wären damit Feinde Amerikas.“

konjunktiv galore: irak, nordkorea, iran. keine bedrohung, sondern staaten wie du und ich. und wenn sie den weltfrieden „bedrohten„, „wären“ sie „damit feinde amerikas„, nicht etwa der „welt„, z.b. deutschlands.
aus der frau reschke spricht dabei schon unfassbar viel wahrheit, ohne daß sie es weiß: es ist so, daß die usa in der tat der staat ist, der am ehesten eine bereitschaft zeigt zu internationalen aktionen gegen staaten, die entweder beispielsweise andere staaten mit der „tilgung“ bedrohen oder sonstwie, z.b. mit der massenvergasung von einigen tausend kurden, ein wenig unfein agieren.
und dieser umstand scheint auch hier das zentrum des problems zu sein, denn es geht nicht um saddam, ahmadinedschad oder kim-yong-il, es geht um george w. bush. er ist es, der den weltfrieden bedroht. er ist es, der menschenrechte verletzt.
george w. steht genau wie coca-cola für die perversion der imperialistischen us-bösewichter. das beweist auch der nachfolgende tv-beitrag, der u.a. (skandal!) nachweist, daß coca-cola nicht nur in herten, fürstenfeldbruck, erlangen und perwenitz aktiv ist, sondern seit jahren auch im iran eine regionale abfüllungsanstalt unterhält.

fallen eigentlich coca-cola-erfrischungsgetränke unter die wirtschaftsgüter einer beabsichtigten internationalen sanktion?
was ist von der tatsache zu halten, daß iranische jugendliche scheinbar mit einem us-imperialistischen virus infiziert sind, weil sie, vorausgesetzt, sie sind gesellschaftlich und finanziell besser gestellt als der durchschnitt, seit jahren oder jahrzehnten dazu in der lage sind, produkte des bösen wie aktuelle snowboard-modelle oder die letzte version der „xbox“ in den shopping malls teherans zu kaufen?
sind das auch verstöße gegen die moral internationaler sanktionen?
lässt sich der kauf einer coke oder einer „xbox“ aufwiegen mit dem eigentlichen ziel internationaler sanktionen, nämlich dem abbruch der ausstattung iranischer fabriken und großindustrie mit den nötigen ersatzteilen, die wahlweise der aufarbeitung von uran, der konstruktion von waffensystemen oder wenigstens der stärkung der iran-eigenen wirtschafsstruktur (etwa im ölgeschäft, dem erfolgreichen druckmittel des irans, u.a. gegenüber der e.u. und den mitgliedern der u.n.) dienen?
ein klares nein.

spielt aber im „panorama“-beitrag keine rolle.
stattdessen werden vermeintlich mitleidserregende deutsche unternehmer vorgeführt, u.a. der unternehmer bernd steiner, der dem iran gasverflussigungsanlagen im wert von 100 millionen euro liefern will und sich daraufhin von einer angeblich „pro-amerikanischen lobbygruppe“ (gemeint war die intervention der kampagne „stop the bomb„) bedroht sah (die mutmaßliche „beschimpfung“ als „pro-israelisch“ hat sich die „panorama“-redaktion nicht getraut).

wogegen in dem zusammenhang demonstriert wurde oder weshalb der ebenfalls in diesem tv-beitrag im wahrsten sinne des wortes vorgeführte ex-us-botschafter kornblum „härtere sanktionen“ fordert, auch das verhallt im beitrag lediglich als beispiel angeblich wirrer amerikanischer pseudo-aggression. daß harte wirtschaftliche sanktionen tatsächlich das letzte wirksame druckmittel darstellen, das eine gar millitärische intervention zur verhinderung der atomaren bewaffung des antisemitischen regimes vermeiden helfen könnte, ist in der show nicht weiter der rede wert.
dabei erkennt selbst der bisherige regiesseur des internationalen billigtheaters unter diplomaten, al-baradei, nach ein paar jahren hardcore-realismus in direkter verhandlung, mittlerweile doch letztendlich das streben irans nach atomwaffentechnologie.
wirtschaftliche sanktionen richten sich gegen milliardendeals, die jetzt akut unter den bekannten, durchaus eben auch moralisch fragwürdigen bedingungen, dem mullahregime aktiv nützen würden oder es gar technisch fördern im bereich maschinenbau, ölförderung, reaktortechnik usw., eben all das, wo der iran nunmal faktisch abhängig ist von internationaler technik. sie beziehen sich darauf, was iranische industrie prosperieren lässt und ja, sie dienen dazu, die iranische wirtschaft nachhaltig zu schädigen. so ist das mit wirtschaftlichen sanktionen.

über die tatsache, daß firmen für computersysteme oder baugeräte wie cisco oder caterpillar, oder für erfrischungsgetränke wie coca-cola, im iran noch aktiv sind, ihre seit jahrzehnten bestehenden filialen noch nicht demonstrativ geschlossen haben, um dem äußeren eindruck wirtschaftlicher sanktionen im sinne eines ard-kamerateams zu genügen, darüber mag man durchaus gerne diskutieren. daß sie aber vorgeführt werden quasi als bestandteil einer amerikanischen verschwörung, offenbart den, sorry… hier ist es wirklich so… per se antiamerikanischen charakter der „panorama“-berichterstattung.
es wäre kein journalistisches meisterstück gewesen, genauso die einigen hundert anderen, nicht-amerikanischen global player in iranischen gewerbegebieten abzufilmen.

der fokus ist aber nun eher auf angebliche, reel nicht nachvollziehbare, vom ewigen feind usa geförderte, deutsch-exklusive pein gerichtet, etwa die des unternehmers helmut weisser, der so gerne „helfen“ würde. denn natürlich will ein deutscher immer nur helfen:

„ich möchte den Leuten gerne helfen, weil ich weiß, dass es Menschen sind, wie Du und ich, es sind ganz normale Bürger in einem Land, das bis auf vielleicht einige Auswüchse, ganz normale Menschen sind, freundliche Menschen. Wir sind dort immer gut behandelt worden. Und es ist ein Land, mit dem man wirklich auch ordentliche Geschäfte machen kann“

daß vor den kameras des „panorama“-teams deutsche geschäftsleute mit wirklich mordsmäßigem weitblick auf das internationale zeitgeschehen rumheulen, sie würden quasi von der usa in ihrem unternehmertum behindert, ist geradezu ein hohn, wenn doch vollkommen klar und selbst für „panorama“-redakteure offensichtlich sein müßte, daß deutschland nach wie vor einer der top3-wirtschaftspartner des irans ist, daß der handel gar zunehmend prosperiert (u.a. selbst der iranischen nachrichtenagentur fars zu entnehmen, ebenso sämtlichen stolzen ihk-broschüren) und sich selbst cdu-bundestagsabgeordnete damit rühmen, pate gestanden zu haben für einen jungen deal mit den judenhassern.
das einzige, was der „panorama“-redaktion zu deutschlands rolle bei diesem internationalen konflikt, der sich um nicht weniger als die vernichtung israels und die massive unterstützung antisemitischer terrororganisationen dreht, außer traurigen unternehmern einfällt ist die behauptung, daß sich merkelland vom bösen amerika bevormunden ließe. o.m.g.! das wäre natürlich grauenvoller als alles andere.

einen etwas anderen blick bieten nicht nur die veranstaltungen der angeblich „pro-amerikanischen lobbygruppe“ um die aktion „stop the bomb“, zu deren unterzeichnerInnen der petition sich auch menschen wie elfriede jelinek, iris berben, beate klarsfeld und viele andere zählen, die sich ungern über diesen klischee-kamm scheren lassen würden.
von der informationsveranstaltung am vergangenen mittwoch mit dr. emanuele ottolenghi in wien gibt es eine audio-aufzeichnung. sie ist hier abrufbar.

p.s.: wenn ich es mir nochmal überlege, ist es ja wirklich ganz besonders beachtlich, daß panorama von einer „pro-amerikanischen lobbygruppe“ spricht, denn im gesamten tv-beitrag (länge: 10 min. 23 sek.) ist das wort „israel“ kein einziges mal gefallen.
der eigentliche zusammenhang wird verschwiegen, das ergebnis ist trotzdem nicht minder israelfeindlich und damit in bester germanozentrischer tradition.


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