casting-katharsis

2009 hatte ich zum ersten mal in meinem leben staffeln von „dsds“ und „popstars“ geguckt.
ich befand, abgesehen von fiesen tricks wie der verschleppung von entscheidungen, die soap „popstars“, die u.a. in las vegas und los angeles spielte (mit internationalen gaststars) um einiges interessanter als den vergleichsweise provinziellen „dsds“-salat. inhuman und dämlich war natürlich beides.

2010 hat dann stefan raab in kooperation mit dem öffentlich-rechtlichen fernsehen einen „star für oslo“ gesucht.
und das ergebnis ist doch nett. netter noch als max mutzke. lena meyer-landrut kann feines oxford-englisch, irritiert bei amazon damit einige kritiker, die genau diesen urenglischen dialekt für „schlechtes englisch“ halten.
ein bisschen langweilig ist halt, daß lena nun mal das ist, wie sie auf den ersten blick erscheint: ein privilegiertes bildungsbürgerkind, abstammend von dem ex-diplomaten andreas meyer-landrut, einem diener des genscher-außenministeriums.
so was passiert halt, wenn nach talent statt nach „white trash“ gesucht wird. dann melden sich auch die talentierten, die eventuell ausgebildeten, die etablierten, die vielleicht bevorteilten, deren eltern geld für eine musikschule hatten.
bei „dsds“ ist der anspruch dünner. weder bohlen noch rtl würde öffentlich bezweifeln, daß das so oft erwähnte „gesamtpaket“ auch gerne aus titten oder soap-tauglichkeit bestehen darf. die sangeskünste der dsds-kandidatInnen waren im direktvergleich zur raab-show häufig grußelig. aber der zu vernachlässigende co-juror volker neumöller definiert in der „bild“ den anspruch des formats: „Bei DSDS geht geht es darum, das Talent zu überprüfen. Und das erkennt man durch das Nachsingen bekannter Songs“ ((http://www.bild.de/BILD/unterhaltung/musik/grand-prix/2010/03/14/lena-meyer-landrut-singt-fuer-deutschland/aber-welche-chancen-haette-sie-bei-dsds.html)).

bei „unser star für oslo“ war das etwas progressiver. die kandidatInnen wählten entweder eigene, durchaus unübliche, relativ „unbekannte“ lieblingssongs (u.a. von regina spektor, gossip, the cure, charlie winston) oder sangen gar eigene kompositionen. es war keine reine karaoke-scharade.

es ist natürlich klar, daß keine casting-show und erst recht nicht die show des „eurovision song contests“ irgendwelche emanzipatorischen ansprüche verfolgt. aber genau deswegen ist die lena ein netter fremdkörper in dieser zombie-veranstaltung und laut ersten reaktionen in fan-foren wie „esctoday.com“ stehen ihre internationalen chancen auch nicht so schlecht.

merkwürdig war das finale von „unser star für oslo“ schon. beide endkandidatInnen mussten 3 songs singen. nur der jeweils letzte stammte aus der raab-produktion (er schrieb bereits „welthits“ wie „bööörti bööörti vogts“ und „space taxi“ aus dem bully-film). raab ging leer aus. gewonnen hat lena mit einem song aus fremder feder. „satellite“ wurde geschrieben von julie frost (usa) und john gordon (dänemark) ((quelle: shortnews.de)). beide sind keine nobodys. songs für rihanna und beyonce wurden von denen geschrieben. aber wie kamen diese auftragsarbeiten in den pool? das verstehe ich nicht so ganz. schreiben da jährlich dutzende irgendwelche mainstream-songs für den contest? komisch. wie beliebig ist dieser „esc“-schwachsinn eigentlich?
so oder so werden sich die auftragskünstler darüber freuen, daß ihr erguss „satellite“ vermutlich platz 1 in den deutschen singles-charts erreichen wird. die verkaufszahlen bei amazon und itunes jedenfalls sind so hitverdächtig wie sonst nur bei einer bohlen-„dsds“-schnulze.

lenas vorbild ist kate nash.

hier ist das video von der gewinnerin lena mit dem ersten auftritt ihres späteren gewinnersongs „satellite“:


aus „unser star für oslo


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